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Dr. Nazir Peroz



"Freie Software" in Nicht-G8-Ländern


Einleitung

Der größte Teil der Welt gehört zu den Nicht-G8-Ländern. Die einzelnen Länder weisen ganz unterschiedliche Entwicklungen auf. Ich möchte mich in meinem Beitrag auf Entwicklungsländer insbesondere in Afrika konzentrieren.

Zunächst gehe ich kurz auf die Philosophie der "freien Software" ein. Dann stelle ich zwei Projekte und eine kurze Umfrage in drei afrikanischen Ländern vor, die mit LINUX arbeiten oder arbeiten werden. Im dritten Abschnitt wird die Problematik der "freien Software" im Sinne des Informationstechnologietransfers (ITT) dargestellt und die Schwierigkeiten und Notwendigkeiten der technischen Ressourcen, Auslandsinvestitionen und vor allem der Wissensressourcen für Entwicklungsländer erläutert. Im letzten Abschnitt zeige ich Ansatzpunkte und Vorschläge auf, die den Einsatz der "freien Software" im Sinne des ITT in Entwicklungsländern verbessern können.


1. Die Philosophie der "freien Software"

1998 wurde der Begriff "freie Software" durch den Bergriff "Open Source" in dem Bereich Informationstechnologie (IT) von Raymond, Hall, Ockman, Perens und anderen ersetzt.

Dies entstand aus der Notwendigkeit heraus die Begriffe "freie Software", "kostenlose Software" oder "freie Software mit unterschiedlichen Lizenzkriterien" zu differenzieren.

Der Begriff "freie Software" kann verstanden werden als "frei" im Sinne von "Freiheit" oder als "frei" im Sinne von "kostenlos" oder als "frei" im Sinne von "Freiheit von Wissenschaft und Forschung". Diese Mehrdeutigkeit wurde durch den Begriff "Open" ausgeräumt. "Open" im Sinne von "offen für alle" und damit auch "kostenlos für alle". Der Begriff "Source" bedeutet hier, daß Programmtexte und deren Quellcodes offen und zugänglich für alle sind.

Der Begriff "Open Source" ist nicht grundsätzlich etwas Neues. Der Begriff hat in der Wissenschaft eine Tradition. Im folgenden wird der Begriff "Open Source" verwendet.


2. Effekte von "Open Source"

Durch die Zugänglichkeit der Quellcodes wird ein Nutzer(1) eines Programms gleichzeitig zum Mitentwickler. Dies setzt ein ungeheures Potential frei. Die Folgen sind ein schnellerer Entwicklungsprozeß, beschleunigte Fehlerbehebung, bessere und stabilere Programme, Förderung der Kreativität und eine wachsende Konkurrenz zu Monopolmächten wie Microsoft.

Gerade im Hinblick auf Entwicklungsländer sind "Open Sources" z.B. im Bereich Ausbildung und Bildung zukunftsweisend. Entwicklungsländer werden zwar unter diesem Begriff subsumiert, stellen jedoch Länder mit ganz individuellen Gegebenheiten, Problemen, Erfordernissen und Bedürfnissen dar.


3. Anwendungsbeispiele für "Open Sources"

3.1 LINUX für Schulen in Mexiko

Die mexikanische Regierung gab Pläne für ein "Scholar Net Program" bekannt, das in den nächsten fünf Jahren in 140.000 Schulen im ganzen Land LINUX einführen wird.

Ziel ist es, daß die mexikanischen Schüler Web- und E-Mail-Zugang erhalten sollen, sowie mit Textverarbeitung und Tabellenkalkulation vertraut werden.

Zur Begründung gab der Projektleiter an, daß die Kosten für kommerzielle Software nicht tragbar gewesen wären: Es wäre eine Anschaffung von 124 Millionen Dollar notwendig gewesen. Für einen Satz LINUX-CD's mit Handbuch zahlt das Projekt gerade einmal 50 Dollar. Außerdem dürfen die CDs beliebig oft kopiert oder gar direkt aus dem Internet geladen werden.

Nicht allein das Budget sprach für die Einführung von LINUX, sondern auch die bessere Verläßlichkeit, Anpassungsfähigkeit und Effizienz im Vergleich zu kommerzieller Betriebssystem-Software. [ http://www.lxc.at/news/pr07/pr07.html]


3.2 LINUX in der akademischen Ausbildung in der Türkei

Im Fachgebiet Elektrotechnik der technischen Universität Istanbul wurde vor kurzem eine Version des türkischen LINUX (Turkuvaz) entwickelt.


3.2.1 Entstehungsgeschichte

Bis 1991 standen den Studenten elf PCs zur Verfügung.

Es gab dauernd Probleme mit Viren und Systemzusammenbrüchen. Ab 1992 stand ein SUN - Rechner zu Verfügung. Über das BITNET wurde die Leitung des Fachbereichs auf ein neues Betriebssystem namens LINUX aufmerksam. Die Software war kostenlos und es gab genug Informationen im Internet.


3.2.2 Konzept für die Realisierung

Die Angehörigen der Universität stellten jedoch fest, daß die Administration der Rechner keine leichte Aufgabe war. Es war zeitintensiv und fast unmöglich, mit wenigen Administratoren hunderte von Studenten zu betreuen.

Da es zu teuer war, Fachkräfte für die Systempflege einzustellen, wurden Studenten als Administratoren gewonnen. Sie sollten die Systeme warten und konnten zugleich mehr lernen. Heute sind schätzungsweise 100 Studenten an der Pflege des Systems beteiligt. Sie opfern ihre Freizeit, um ihr Wissen zu erweitern, wodurch sie bei ihrem Abschluß eine zusätzliche Auszeichnung erhalten können.

Außerdem werden Informationen über LINUX und verwandte Themen gesammelt und Studenten zur Verfügung gestellt. Alle zwei Monate wird auch ein türkisches Online Magazin publiziert.

Mittlerweile bestehen die Rechnerpools aus 70 Pentium 166ern, von denen 50 unter LINUX laufen. Die Wartung wird durch die Studierenden vorgenommen. Das System selbst wird von ca. 500 Studenten 24 Stunden genutzt, die längste Zeit ohne einen einzigen Crash war 90 Tage. [ http://www.linuxfocus.org/Deutsch/October1998/article9.html]

Diese beiden Beispiele zeigen, daß der kostenlose Zugang eine wichtige Voraussetzung darstellte, LINUX und damit Open Source einzusetzen. Im Beispiel der Türkei wird deutlich, daß auch die notwendige Kompetenz Voraussetzung ist, das System zu beherrschen.


3.3 "Open Source" in drei afrikanischen Ländern

Es wäre also naheliegend zu fragen, ob LINUX in afrikanischen Ländern, vor allem in Schulen oder Universitäten eingesetzt wird.

Daher befragte ich mir bekannte Wissenschaftler, die in verschiedenen Organisationen in afrikanischen Ländern arbeiten. Dazu gehörten UNESCO in Äthiopien, WHO in Simbabwe und Mitarbeiter am Fachbereich Informatik in Mosambik, die im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Fachbereich Informatik der Universität Dresden eingeladen waren.

LINUX wird an Universitäten in Simbabwe und bei der WHO verwendet, da es sich um ein robustes Betriebssystem handelt. Die Rückmeldung aus Äthiopien war ähnlich. Die Mosambikaner erklärten, daß sie noch nicht einmal fundamentale Probleme lösen könnten. Darunter verstanden sie die schlechte Lehre und Ausbildung im Bereich der Informatik, grundlegende Probleme wie Programminstallationen oder Vernetzungen, Herstellung einer HTML-Seite usw. Sie fänden es grundsätzlich toll, an eine "freie Software" zu gelangen, verfügen jedoch nicht über nähere Kenntnisse zur Programmanwendung.

Diese Umfrage stellt sicherlich keine repräsentative Studie dar, gibt jedoch Einblick in spezielle Probleme einzelner Entwicklungsländer.

Die "Open Source" Ideologie kann in Entwicklungsländern nur dann Fuß fassen, wenn die technische Infrastruktur gegeben ist und genügend menschliche Ressourcen vorhanden sind, die kompetent sowohl mit der Hard- als auch der Software umgehen können. Dies kann man mit geeignetem Informationstechnologie-Transfer bewerkstelligen.


4. Informationstechnologie-Transfer (ITT)

ITT setzt voraus:
  • Technische Ressourcen zur Informationsübermittlung
  • Wissensressourcen
  • Ausländische Investitionen
Ich möchte im Folgenden auf den ITT speziell für afrikanische Länder näher eingehen.


4.1 Technische Ressourcen

In den nächsten Jahren werden mit privaten und öffentlichen Mitteln ungeheure Anstrengungen unternommen, um die Infrastruktur für Informations-Kommunikations-Technologie (IKT) zu verbessern. Beispiele:

Bis zum Jahr 2001 will Rascoms (Regional African Satellite Communication System), die 1993 gegründete Afrikanische Satellitenkommunikations-Organisation, das gesamte Afrika - und große Teil Indiens - mit Sprache, Bild und Text versorgen.

Ein weiteres Großprojekt soll bis zum Jahr 2005 über 500.000 neue solarbetriebene Telefonzellen installieren, so daß die derzeitige Durchschnittsentfernung zwischen benachbarten Telefonen von heute fünfzig auf dann fünf Kilometer reduziert wird. Es ermöglicht satellitengestützt lokale und internationale Fernsprechverbindungen ohne aufwendige Verkabelungen.

,,Africa One", sieht die Verlegung eines 39.000 km langen und 1,9 Milliarden US$ teuren Unterwasser-Glasfaserkabels vor, das sich um den gesamten afrikanischen Kontinent winden und über Anschlußknoten 41 Staaten und Inselgruppen anschließen soll. Pro Sekunde können dann 40 Gigabit Informationen übertragen werden.



[http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/2975/1.html]

"Afrika One" wird getragen von Rascoms, der panafrikanischen Organisation für Telekommunikation (PATU), dem US-Konzern AT&T und Alcatel (Frankreich).

Bereits jetzt sind beachtliche Fortschritte in Bezug auf technische Ressourcen zu verzeichnen: Während 1995 nur acht afrikanische Staaten über einen Internetzugang verfügten, waren es Ende 1997 bereits zweiundvierzig. Seit 1999 existiert in allen Ländern Afrikas, außer in Somalia, ein Internetzugang. [ http://www3.sn.apc.org/africa/]

Technologietransfer kann aber nur stattfinden, wenn zu der Technik auch das Wissen mitgeliefert wird. Die technischen Ressourcen stellen nur einen Teil des Informationstechnologie-Transfers dar.

Das Wissen über eine Technologie kann entweder durch entsprechende technologische Ausbildung, vorhandene technologische Literatur oder technische Hilfe vermittelt werden.


4.2 Wissensressourcen

Herr Mayor, Direktor der UNESCO, weist auf einen wichtigen Gesichtspunkt hin, indem er zwischen Information und Wissen differenziert: "Heute haben wir Abermillionen Bytes an Information aber nicht an Wissen. Wissen ist das, was man besitzt, nachdem man etwas überdacht, geschaffen oder erfunden, verbessert oder entdeckt hat". [ http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/2975/1.html]

Man kann Wissen nicht einfach in die Gehirne der Menschen herunterladen. Es muß in einen angemessenen Kontext kommen.

Wie sehen die Wissensressourcen in Afrika aus? Der UN-Generalsekretär Kofi Annan hat darauf hingewiesen, daß nicht einmal ein Prozent der Wissenschaftler aus der ganzen Welt in Afrika sind, aus dem auch nur 0,8 % der wissenschaftlichen Publikationen entstehen. Was das geistige Eigentum anbelangt, so ist Afrika praktisch mittellos. Der Anteil an Patenten ist nahezu null. [ http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/2975/1.html]

Während in Europa ca. 1.700 Wissenschaftler und Ingenieure auf eine Million Einwohner kommen, sind es in Afrika südlich der Sahara nur 50.

Die Humanressourcen sind aufgrund einer Studie der Weltbank der wichtigste Einzelfaktor für den Reichtum der Nationen. Das Bildungsniveau dieser Humanressourcen kann erheblich gesteigert werden, durch deren Bildung und Ausbildung. Dies betrifft die gesamte Nation ohne Ansehen von Geschlecht oder Religionszugehörigkeit.

Armand Mpassy, WHO-Mitarbeiter in Simbabwe und Mitglied der Fachgruppe "Informatik und Dritte Welt" der GI hat letztes Jahr das Problem der Ausbildung in afrikanischen Ländern vorgetragen, was auch von Mosambikanern, die im Juni dieses Jahres in Dresden waren, bestätigt wurde.
  • Die Ausbildung in den meisten afrikanischen Ländern ist häufig zu akademisch, zu theoretisch und wenig praxisorientiert.
  • Oft sind die Inhalte der Bildung nicht durchgängig an den Bedürfnissen der Studierenden orientiert.
  • Lehrpersonal ist unzureichend auf den Beruf vorbereitet.
  • Die Lernfähigkeit und Kreativität der Studierenden wird nur unzureichend gefördert, oder zu einseitig entwickelt.
  • In vielen Universitäten oder Schulen fehlt es an qualifiziertem Personal, das mit moderner Technologie umgehen und den Studierenden technische Fragen beantworten kann.
  • Viele afrikanische Universitäten sind geisteswissenschaftlich orientiert.
  • Außerdem wird das Lehrpersonal schlecht bezahlt, was dazu führt, daß sie auswandern (Phänomen Brain-Drain) oder aber eine Nebentätigkeit ausführen, die mit ihrem Fach nichts zu tun hat.
Die UNESCO fordert die reichen Länder daher auf, die Anzahl und Qualität der Ausbildungskurse für Wissenschaftler aus Entwicklungsländern zu erhöhen, mehr gemeinsame Projekte durchzuführen, Forschungszentren in Entwicklungsländern zu verstärken, und Frauen auszubilden.


4.3 Ansätze

The Third World Network of Scientific Organizations versucht bereits, wissenschaftliche Institutionen verschiedener Länder und Regionen zu verbinden, um zu kooperieren, Wissen auszutauschen und Ausbildungsprogramme für Wissenschaftler und Studenten aus armen Regionen und Ländern durchzuführen.

Auch die Weltbank will den Aufbau sogenannter Millennium-Institute in Entwicklungsländern im Rahmen ihrer wissensbasierten Wirtschaftspolitik fördern.

In den letzten Jahren beschäftigten sich zudem eine Reihe hochrangiger Konferenzen mit der Fragestellung, wie die Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologie gefördert werden könne. (G7 Conference on the Information Society 1995 in Brüssel, Conference on the Information Society 1996 in Südafrika, Conference on Knowledge for Development in the Information Age der Weltbank 1997 in Kanada, World conference on Science in Budapest von der UNESCO in Zusammenarbeit mit dem International Council for Science vom 26.06. bis 01.07.99).

Der Zugang zum globalen Netz wird natürlich auch entscheidend vom finanziellen Rahmen bestimmt. Die anfallenden Kosten können ein ,,weiteres Selektionskriterium" zwischen Industrie- und Entwicklungsländern darstellen.

Ein Modem kostet z.B. in Indien viermal so viel wie in den USA und der Internetzugang in Peru verursacht jährlich Kosten in Höhe von 12.000 US-$ in den USA dagegen beläuft er sich auf 2.000 US-$ pro Jahr. Auf diese finanziellen Ressourcen möchte ich jedoch hier nicht näher eingehen.

Vielmehr liegt mir daran, Ansatzpunkte und Vorschläge aufzuzeigen, wie insbesondere die Wissensressourcen verbessert werden können.


5. Effektive Lösungsvorschläge

5.1 Ausländische Studierende

Ein mögliches Potential zur Verbesserung der Humanressourcen in Entwicklungsländern sind Studierende, die im Ausland ausgebildet werden und wieder ins Heimatland zurückkehren. Hier ist es Aufgabe der Auslandsuniversitäten, die Lehrinhalte um Entwicklungsland-orientierte Themen zu erweitern. Darunter sind praxisorientierte Projekte zu verstehen, die Studierende für die Problematik von Wissenstransfer sensibilisieren. Es soll ihnen bewußt sein, daß Wissenstransfer nicht bedeutet, Wissen direkt von einem Industrieland in ein Entwicklungsland zu transferieren oder das Wissen kritiklos zu übernehmen. Vielmehr setzt ein sinnvoller Wissenstransfer die Adaptation des Wissens an spezifische Rahmenbedingungen eines Entwicklungslandes voraus.


5.2 Austausch von wissenschaftlichem Personal

Theoretisches Wissen, was man aus dem Internet holen kann, lesen kann, hören kann bedeutet noch nicht, es auch anwenden zu können. Die beste Ausbildungsform wäre sicherlich, in kleinen Praktika in Entwicklungsländern vor Ort Experten zu haben, die in direkter Zusammenarbeit Hilfestellungen geben und erkennen können, wo Wissensdefizite sind. Denkbar ist jedoch, daß Studierende im Rahmen von Austauschprogrammen für eine begrenzte Zeit an Universitäten in Entwicklungsländern bzw. Industrieländern tätig sind. Voraussetzung ist, daß man diese Praktika als Studienleistungen anerkennt. Dadurch ergäbe sich die Möglichkeit, Wissen zu differenzieren, die Ausbildung problemorientiert zu gestalten und vor Ort technische Hilfe zu geben.


5.3 AG-Computer Information Transfer (AG-CIT)

Am Fachbereich Informatik der TU Berlin wurde eine Arbeitsgruppe gegründet. Die Mitglieder der AG-CIT sind wissenschaftliche Mitarbeiter, Informatik-Studenten und die Mitglieder der Fachgruppe "Informatik und Dritte Welt".

Die Arbeitsgruppe möchte afrikanische Dozenten und Studierende mittels Internet - on-line - bei technikbezogenen Informatik-Fragen unterstützen. Sie konzentriert sich zunächst auf ein bestimmtes Sachgebiet der Informatik, z.B. auf konkrete technikbezogene Informatik-Fragen zum Aufbau und zur Organisation eines Rechners.

Für die Pilotphase wurde der Fachbereich Informatik der Universität Simbabwe(2) in Harare ausgewählt.


Ziele

1. Die Nutzer des Fachbereichs Informatik der Universitäten in afrikanischen Ländern können sich anhand der Fragen und Antworten weiterbilden.

2. Die Mitarbeiter der AG-CIT können anhand der Fragen die Problembereiche und Wissensdefizite der Nutzer erkennen.

3. Die Nutzer des Fachbereichs Informatik der Universitäten in afrikanischen Ländern kennen die Bedingungen des Landes und können somit vor Ort überblicken, ob Problemlösungen überhaupt umsetzbar sind.

4. Das Projekt bringt beide Fachbereiche in direkten Kontakt, woraus positive Einflüsse in der Wissenschaft entstehen können.

5. Es soll ein elektronisches Handbuch für alle anderen afrikanischen Universitäten zur Verfügung gestellt werden.

6. Das Projekt bietet neben Technologietransfer auch kulturelle Begegnungen durch elektronische Medien.

Bislang ist der Kontakt zu Harare hergestellt, der Fachbereich Informatik der Universität Simbabwe begrüßt das Projekt ausdrücklich. Wir erwarten mit Beginn des Wintersemesters starten zu können.

Solche Aktivitäten sind letztendlich preiswert und effektiv für beide Seiten, das Industrieland und das Entwicklungsland. Viele solcher kleinen Projekte hätten sicherlich mehr Effizienz als teure Fortbildungsveranstaltungen im Ausland, die oft genug am Kern der Probleme vorbeigehen. Das Gastgeberland weiß viel zu wenig über die Wissensdefizite der eingeladenen Gäste; von Seiten der Gäste bestehen Hemmschwellen, eigene Schwierigkeiten offen darzulegen. Somit finden solche Fortbildungsveranstaltungen auf einer hohen theoretischen Ebene statt und geht an den eigentlichen Problemen vorbei.


6 Zusammenfassung

Open Sources schaffen die Grundvoraussetzungen für die Entwicklung von Informationstechnologie und Wissenstransfer für Entwicklungsländer. Alleine können sie jedoch nichts bewirken. Sinn macht das Ganze erst im Zusammenhang mit technischer Aufrüstung und Verbesserung des Bildungs- und Ausbildungsniveaus in den entsprechenden Ländern. Für die Zukunft können folgende Thesen formuliert werden:
  • Die technische Ressourcen werden zunehmen.
  • Leitungs- und Providerkosten werden sinken.
  • Hardwarekosten werden sinken.
  • Softwarekosten können durch "freie Ressourcen" (LINUX usw.) begrenzt werden.
  • Die Universitäten entwickeln sich zunehmend.
  • Haupthindernis sind und bleiben wahrscheinlich die Wissensressourcen.

Quellen

[1] C. DiBona, S. Ockman, M. Stone: Open Source: Voices from the Open Source Revolution; O' Reilly & Associates, Inc. 1999

[2] http://www.lxc.at/news/pr07/pr07.html

[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/1635/1.html

[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/2975/1.html

[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/2981/1.html

[6] http://www.linuxfocus.org/Deutsch/October1998/article9.html

[7] http://www.mikro.org/Events/OS/

[8] http://www.unesco.de/Info/Progs.htm

[9] http://www.nua.ie/surveys/how_many_online/index.html

[10] http://www.nua.ie/surveys/index.cgi?f=FS&loc_id=1

[11] http://www.undp.org/hdro/report.html

[12] http://www3.sn.apc.org/africa/


Fußnoten

1 Zu Vereinfachung der Schreibweise wird nur die männlichen Form angegeben, weibliche Personen sind selbstverständlich eingeschlossen.

2 Es gibt sehr gute Kontakte mit der Universität Simbabwe. Dort studieren derzeit 10000 Studenten und 150 Studenten sind am Fachbereich Mathematik/Informatik eingeschrieben.

Dr. Nazir Peroz ist Dozent für "Informatik und Entwicklungsländer" und Betreuer für ausländische Studierende der Informatik (BaS) an der TU Berlin sowie Sprecher der Fachgruppe "Informatik und Dritte Welt" der Gesellschaft für Informatik (GI).

Technische Universität Berlin, Fachbereich Informatik, Franklinstr. 28/29, 10587 Berlin, Tel.; 030 314 27897, e-mail: nazir@cs.tu-berlin.de


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